War das Jahr 2020 mit einer Erntesteigerung von 38 Prozent die Trendwende im Haferanbau? Die Schälmühlen, die Hafer zu Lebensmitteln verarbeiten, bestätigen auf jeden Fall weiter zunehmenden Rohstoffbedarf und möchten diesen verstärkt aus deutschem bzw. regionalem Anbau decken. Die Vermarktungsmöglichkeiten sind also besser denn je. Agronomische Eigenschaften und hoher Fruchtfolgewert des Hafers bieten wirkungsvolle Lösungen für Düngeverordnung und Ackerbaustrategie.
Die Erkenntnis setzt sich zunehmend durch: Haferanbau bietet der Landwirtschaft hohes Vermarktungspotenzial und durch die agronomischen Eigenschaften des Hafers nachhaltige Lösungen im Rahmen von Düngeverordnung und Ackerbaustrategie. Gerade in diversifizierten Fruchtfolgen ist Hafer sinnvoll einsetzbar. Er trägt zu Schonung und Regeneration des Bodens bei, wirkt Unkrautbildung und Pflanzenkrankheiten entgegen, Dünge- und Pflanzenschutzmittel müssen nur sparsam eingesetzt werden.
Seit 2019 engagieren sich die Hafermühlen im VGMS für einen stärkeren Haferanbau in Deutschland und damit für mehr Hafer-Lebensmittel mit regionaler Herkunft. Denn der Bedarf an Hafer seitens der Mühlen wächst: Um rund 70 Prozent haben sie die jährliche Verarbeitungsmenge in den letzten zehn Jahren gesteigert. Parallel dazu gingen Anbaufläche und Ernte in Deutschland um 22 bzw. 37 Prozent zurück, und auch die Nachfrage nach Hafer aus der Futtermittelwirtschaft ist stabil. Um die Rohstoffversorgung zu sichern, verarbeiten die Schälmühlen seit vielen Jahren auch Hafer aus Skandinavien und Osteuropa. Angesichts der an Bedeutung zunehmenden Nachhaltigkeitsaspekte, wie zum Beispiel Klima-, Umweltschutz und Biodiversität, ist für die Schälmühlen auch aufgrund der Kunden- und Verbraucherwünsche eine Versorgung mit Rohstoff aus Deutschland bzw. aus der Region immer relevanter.
Die ersten Landwirtinnen und Landwirte haben die Chance ergriffen und beschäftigen sich intensiver mit Hafer: 2020 ist die Anbaufläche um knapp 30.000 Hektar ausgedehnt worden (+ 23 Prozent gegenüber Vorjahr), in der Ernte wurden 195.000 Tonnen Hafer mehr eingefahren (+ 38 Prozent gegenüber Vorjahr).
Der Appell für die Aussaat 2021 geht an die Partner in der Landwirtschaft: Der Bedarf an Schälhafer ist da. Die Schälmühlen testen alle Hafermuster, die zur Bonitierung bei ihnen eingehen.
Die Frage nach den Qualitätskriterien bleibt natürlich bestehen. „Wir Mühlen wissen, dass das gewünschte Hektolitergewicht kontrovers diskutiert wird und häufig demotivierend wirkt“, sagt Thomas Staffen, Leiter Rohstoffeinkauf bei den Rubin Mühlen in Lahr und Plauen. Aber die Schälmühlen geben Entwarnung: Das Hektolitergewicht ist zwar ein einfach und schnell messbares Kriterium und sorgt für eine hohe Ausbeute in der Verarbeitung, es ist aber nicht immer marktentscheidend.
Dazu zwei anschauliche Beispiele:
Einerseits sind die Parameter Schälbarkeit, Kernanteil und Korngröße für einen effizienten Schälprozess mit hoher Ausbeute besonders wichtig. Ulrich Schumacher von den Fortin Mühlenwerken in Düsseldorf, Sprecher der Hafermühlen im VGMS, hat ein markantes Beispiel aus der Ernte 2020: „Neben 55 kg-Hafer habe ich unter anderem Muster mit 48,6 und 51,4 kg Hektolitergewicht bekommen. Bei beiden waren über 90 Prozent der Charge größer als 2 mm (90,8 und 93,2 %), der Kernanteil lag bei 70,2 und 71,6 Prozent, das Fremdgetreide bei 0,8 und 0,5 Prozent. Ich habe diese Partien gekauft.“
Andererseits ist es möglich, mit geeigneter Aufbereitungstechnik auch Hafer mit sehr niedrigem Hektolitergewicht in der Mühle zu verwerten, auch wenn dabei Mengenverluste akzeptiert werden müssen. Thomas Staffen hat hier mit Partnern aus Landwirtschaft und Erfassungshandel wirkungsvolle Lösungen entwickelt.
Auch die häufigeren Trockenperioden müssen nicht zwangsläufig ein Hindernis für den Haferanbau darstellen: Neben der angepassten pflanzenbaulichen Praxis ist es wichtig, einen guten, geeigneten Standort und die richtige Vorfrucht zu wählen. Es konnte auch bereits festgestellt werden, dass trockene Bedingungen im Mai dem robusten Hafer sogar guttun können. Er breitet dann sein ohnehin ausgeprägtes Wurzelsystem noch stärker aus, was wiederum die Wasseraufnahme in den darauffolgenden Wochen optimiert.
„Durch den Aufwärtstrend bei Flächen und Ernte in 2020 haben wir einen wichtigen Schritt gemacht“, bestätigt Ulrich Schumacher. „Wir setzen auch in diesem Jahr unsere Gespräche im Wertschöpfungsnetzwerk, vor allem mit der Landwirtschaft, auf regionaler Ebene fort, damit die Initialzündung 2020 in eine langfristige und fruchtbare Zusammenarbeit mündet.
Weitere Informationen zur Initiative Haferanbau finden Sie hier.
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