Hafer weiter auf Wachstumskurs – Anbauflächen und Ernte in Deutschland um 13 Prozent gestiegen – Massive Ernteeinbußen in Nord- und Osteuropa
Die Anbauflächen für Hafer in Deutschland werden weiter ausgedehnt: Nach der Steigerung im Jahr 2020 auf 157.100 Hektar erreichen die Flächen in diesem Jahr gemäß den ersten Erhebungen des Statistischen Bundesamts 177.100 Hektar. Dies entspricht einem Wachstum von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Erträge liegen in gutem Durchschnitt, so dass die Erntemenge ebenfalls um 13 Prozent auf 814.300 Tonnen gestiegen ist. Die Qualitäten werden insgesamt das Niveau von 2020 jedoch voraussichtlich nicht erreichen. Die Hafermühlen in Deutschland, die sich im Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft VGMS in der Initiative Haferanbau engagieren, sehen sich dennoch bestätigt. „In unseren zahlreichen Gesprächen mit den Landesbauernverbänden vermitteln wir unseren Gesprächspartnern klar: Die agronomischen Eigenschaften des Hafers bieten der Landwirtschaft nachhaltige und wirtschaftlich interessante Lösungen für ihre Fruchtfolgen. Der Bedarf an Schälhafer für die Lebensmittelherstellung in den Mühlen ist und bleibt hoch. Angesichts der massiven Ernterückgänge in Nord- und Osteuropa drohen Versorgungsengpässe. Für uns Schälmühlen ist es wichtig, die Herkünfte des Hafers zu diversifizieren und dabei vor allem auf die Zusammenarbeit mit der heimischen Landwirtschaft zu setzen“, erläutert Ulrich Schumacher, Sprecher der Hafermühlen im VGMS.
Auf einem ähnlichen Niveau wie in diesem Jahr lag die Haferanbaufläche in Deutschland zuletzt 2008. Das fünfjährige Mittel von 2016 bis 2020 übersteigt der aktuelle Wert von 177.100 Hektar um 33 Prozent. Auch wenn der letzte Hafer gerade erst vom Feld geholt wurde, zeigt sich eine erneute Steigerung der Erntemengen auf 814.300 Tonnen - erstmals seit 2009 wieder über 800.000. Im Vergleich zum Mittel der Jahre 2016 bis 2020 ist die Menge um 40 Prozent höher.
Flächenausdehnungen, die gegenüber 2020 über dem Bundesdurchschnitt von 13,0 Prozent liegen, sind für Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Sachsen und Schleswig-Holstein zu verzeichnen. Flächenreduzierungen gab es dagegen in Rheinland-Pfalz, Saarland und Nordrhein-Westfalen.
Das Engagement der Hafermühlen in Deutschland zeigt Erfolge
In Deutschland unterstützen die steigenden Erntemengen der letzten beiden Jahre grundsätzlich die regionale Beschaffungssituation. Wie sich jedoch die Haferqualität insgesamt darstellt, werden die kommenden Wochen bei der Bonitierung zeigen. Die ersten Muster und Schälversuche ergaben starke regionale Unterschiede bei den Qualitäten. Einige Mühlen berichten von sehr guten Qualitäten mit großen Kernen und einem guten Kern-Spelze-Verhältnis. In anderen Regionen wird die Haferqualität im Vergleich zu 2020 als schwächer bewertet. „Wir in den Rubin Mühlen in Baden-Württemberg und Sachsen verarbeiten seit jeher zu einem sehr hohen Anteil deutschen Hafer“, sagt Thomas Staffen, Leiter des Rohstoffeinkaufs bei den Rubin Mühlen in Lahr und Plauen. „Wie auch bereits in den Vorjahren ist die Versorgung mit Schälhafer angespannt. Die Qualitäten 2021 scheinen bei uns das Niveau vom vergangenen Jahr nicht immer zu erreichen, aber wir und unsere Landwirte sind es gewohnt, auch Hafer mit weniger guten Kennzahlen zu nutzen.“
Ulrich Schumacher, Geschäftsführer der Fortin Mühlenwerke in Düsseldorf hat bereits positive Erfahrungen mit 2021er Hafer aus Deutschland gemacht: „Wir haben Hafer aus unserer Region mit über 55 kg Hektolitergewicht erhalten. Bei Partien, deren Hektolitergewicht nicht im Wunschbereich liegt, sind jedoch die Körner groß und die Schälfähigkeit ist sehr gut.“
Massive Engpässe auf europäischem und weltweitem Hafermarkt
In der Versorgung aus den relevanten Lieferländern in Skandinavien und Osteuropa kündigen sich bereits erhebliche Engpässe an. Finnland meldet eine um mindestens 25 bis 30 Prozent niedrigere Erntemenge als 2020. Ebenso steht aus dem Baltikum weniger Hafer zur Verfügung. Da auch in Kanada die Haferernte weit unter den Vorjahren liegt, geht viel Hafer aus Schweden nach Übersee, der dann für den europäischen Markt nicht mehr zur Verfügung steht. „Es gibt in diesem Jahr in Europa und weltweit nicht genug mühlenfähigen Hafer. Die Preise für alle Getreide – auch für Hafer – sind deutlich gestiegen. Daher sehen wir uns in unserer Anbau-Initiative bestätigt, um langfristig die Abhängigkeit von Importen zu reduzieren“, sagt Jochen Brüggen, Geschäftsführer der H. & J. Brüggen KG und stellvertretender Sprecher der Hafermühlen. „Dafür wäre jedoch deutlich mehr deutscher Hafer nötig. Fraglich ist, ob wir im Inland und Ausland jetzt überhaupt genug Hafer für unsere Produktion finden werden.“
Marktentwicklungen und agrarpolitische Strategien machen Haferanbau interessant
„Zahlreiche Schälmühlen haben sich für den Anteil von Hafer aus deutschem Anbau höhere Ziele gesetzt. Für uns ist es wichtig, auf eine höhere Diversifizierung der Herkünfte zu setzen und dabei den heimischen Anbau besonders im Fokus zu haben“, ergänzt Hafermühlen-Sprecher Ulrich Schumacher. Landwirten und Landwirtinnen, die Hafer zur Diversifizierung ihrer Fruchtfolge einplanen, empfehlen die Hafermühlen, sich rechtzeitig vor der Aussaat mit den Vermarktungspartnern in ihrer Region in Verbindung zu setzen. „Auf guten Standorten und mit entsprechender landwirtschaftlicher Praxis ist der Haferanbau ökologisch und wirtschaftlich interessant. Das zeigen die Landwirte, die mit dieser Kultur erfolgreich sind“, so Schumacher.
Initiative Haferanbau
Seit dem Jahr 2019 sind die Hafermühlen im VGMS mit intensiver Netzwerkarbeit auf regionaler Ebene aktiv und haben Gespräche mit Bauernverbänden und Erzeugergemeinschaften in sechs Bundesländern geführt. Dazu bieten sie der Landwirtschaft kostenfreie Hafer-Feldschilder für mehr Aufmerksamkeit am Feldrand an. Nach dem erfolgreichen Haferforum Schleswig-Holstein digital im vergangenen November sind die Hafermühlen im Herbst 2021 bei landwirtschaftlichen Fachveranstaltungen in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen dabei. Für das Jahr 2022 sind Haferforen in weiteren Bundesländern sowie die Teilnahme an den DLG-Feldtagen geplant.
Die Gründe für die Initiative Haferanbau sind klar und die Argumente sprechen für sich: Hafer boomt, Lebensmittel auf Haferbasis sind regionales, gesundheitsförderndes Superfood, und die Märkte im In- und Ausland entwickeln sich – auch bei Biohaferprodukten. Der Bedarf an Schälhafer für die Lebensmittelverarbeitung ist fortgesetzt hoch und für Hersteller, Handel und Verbraucherschaft gewinnen regionale Herkunft, Umwelt- und Klimaschutzaspekte weiter an Bedeutung.
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