Vorteile des Haferanbaus

Das Wort, das beim Thema Hafer sofort fällt, ist „Gesundungsfrucht“ – und das zu Recht. Hafer trägt zu Schonung und Regeneration des Bodens bei und wirkt Unkrautbildung und Pflanzenkrankheiten entgegen. Dünge- und Pflanzenschutzmittel müssen nur sparsam eingesetzt werden, da die Haferpflanze dank ihres weit verzweigten Wurzelsystems Nährstoffe aus dem Boden sehr gut aufnimmt. Die nach Hafer angebaute Feldfrucht profitiert häufig von der guten Bodengare.

Mit seinen agronomischen Vorteilen kann der Anbau von Hafer die Bewältigung der ökologischen Herausforderungen, wie die Diversifizierung von Fruchtfolgen und die Erhöhung von Biodiversität, unterstützen. In nachhaltigen mehrgliedrigen Fruchtfolgen ist Hafer sinnvoll einsetzbar, er lockert enge Wintergetreide- und Rapsfruchtfolgen auf und kann dabei Behandlungsintensitäten verringern und höhere Naturalerträge erwirken. Sein Vorfruchtwert ist pflanzenbaulich und wirtschaftlich spürbar.

Hohe Konkurrenzkraft und Krankheitsunterdrückung

Hafer besitzt unter allen Sommergetreidearten das beste Unkrautunterdrückungsvermögen und hat aufgrund von Wurzelausscheidungen allelopathische Wirkungen. Er verringert als Sommerung Vergrasungsprobleme infolge von Resistenzbildungen oder reduzierter Bodenbearbeitungsintensität und mindert den Druck mit Wurzel- und Halmbasiskrankheiten. Das Infektionspotenzial mit Fußkrankheiten mindert er vor allem in engen Fruchtfolgen mit hohen Weizen-, Gersten- und Rapsanteilen. In wintergetreidelastigen Fruchtfolgen hilft Hafer bei der Bewältigung des herbizidresistenten Ackerfuchsschwanzes.
Leistungsfähiges Wurzelsystem für exzellente Nährstoffaneignung

Das Wurzelsystem des Hafers zieht Grundnährstoffe, wie Phosphor, Kalium und Magnesium, aber auch Wasser, aus tieferen Bodenschichten. Durch die gute Durchwurzelung ist Hafer für bodenschonende und erosionsmindernde pfluglose Anbauverfahren geeignet.
Ideal für nachhaltig strukturierte Fruchtfolgen – hoher Vorfruchtwert des Hafers

Hafer ist die einzige Getreideart, mit der sich enge Wintergetreide- und Raps-Fruchtfolgen auflockern lassen. Je enger und winterlastiger die Fruchtfolge, desto höher ist der Vorfruchtwert des Hafers einzuschätzen. In engen Fruchtfolgen kann Hafer eine geringere Behandlungsintensität und höhere Naturalerträge erwirken und kann die Stellung einer abtragenden Blattfrucht nach Getreide einnehmen. Hafer hinterlässt eine gute Bodengare, von einem größeren Anteil Bioporen profitiert die Nachfrucht. Mehrjährige Feldversuche in den USA zeigen, dass mit Hafer in mehrgliedrigen Fruchtfolgen - im Vergleich mit engen Getreidefruchtfolgen - die Grundwasserbelastung mit toxischen Stoffen zweifach niedriger ausfallen kann, ohne Naturalerträge oder die Leistung des Gesamtsystems negativ zu beeinflussen.
Moderater bis geringer Einsatz von Düngemitteln

Der moderate Stickstoff-Düngebedarf ergibt bei fachgerechter Düngung einen negativen N-Saldo, was sich positiv in der N-Bilanzierung des Gesamtbetriebs niederschlägt. Gerade in roten Gebieten mit erhöhten Nitratgehalten im Grundwasser ist dies relevant.

Selbst Spitzenerträge von über 80 dt/ha erfordern nicht mehr als 70-90 kg/ha mineralische N-Düngung. Mikronährstoffe, vor allem Mangan (bei hohen pH-Werten im Boden und Trockenheit) oder auch Kupfer und Bor, sind fallweise erforderlich, können aber z. B. durch Saatgutinkrustierung oder Blattapplikation sehr gezielt ausgebracht werden. Geringe Restnitratgehalte nach Hafer können in Zukunft den Haferanbau in Trinkwasserschutzgebieten wirtschaftlich deutlich attraktiver machen.
Moderater bis sehr geringer Einsatz von Pflanzenschutzmitteln

Fungizide: Aufgrund geringem Krankheitsdruck sind Fungizide meist nicht notwendig, ggf. aber bei Mehltau und Kronenrost. Fungizideinsatz ist wirtschaftlich lohnend, wenn die Mehrerträge den Aufwand decken.

Herbizide: Aufgrund der hohen Konkurrenzkraft des Hafers sind Herbizide meist nur einmalig mit moderater Aufwandmenge erforderlich.

Insektizide: Bei hohem Befallsdruck sind Insektizide gegen Fritfliegen und Blattläuse als Virusüberträger (BYDV) erforderlich. Sortentoleranzen gegenüber BYDV können genutzt werden; vollständig BYDV-resistente Hafersorten sind jedoch nicht verfügbar.

Wachstumsregler: Bei lageranfälligen Hafersorten sind Wachstumsregler zur Erhöhung der Standfestigkeit erforderlich. Sie sind meist nur einmalig zur Absicherung von Ertrag und Qualität einzusetzen - eher ertragssichernd als ertragssteigernd.
Hafer fördert Biodiversität

Sommerhafer trägt zu höherer Biodiversität bei Vögeln und heimischem Niederwild bei. Besonders bodenbrütende Vogelarten, wie z. B. die Feldlerche, Kiebitz und Rebhuhn, profitieren von der späteren Frühjahrsentwicklung, den lichteren Beständen und dem besseren Nahrungsangebot in Sommergetreidebeständen. Gerade bei Zweit- oder Nachbruten ist dies besonders bedeutsam.
Vorteile von Hafer in der ökologischen Landwirtschaft

Hafer ist das wichtigste Sommergetreide im ökologischen Anbau; Bio-Hafer macht etwa 25 % der gesamten Haferanbaufläche in Deutschland aus.

Der Anbau von Bio-Hafer ist sowohl für mittlere Lehmböden als auch für Sandböden geeignet – dank der hohen Anpassungsfähigkeit und der relativen Anspruchslosigkeit des Hafers. Die hohe Effizienz in Nährstoffaufschluss und Wasserverwertung ist von großer Bedeutung, da leichtlösliche Düngemittel nicht eingesetzt werden. Das gute Unkrautunterdrückungsvermögen sorgt für einen vergleichsweise geringen Konkurrenzdruck durch die Ackerbegleitflora.

Ökologisch und regional erzeugtem Bio-Hafer bieten sich gute und wirtschaftlich interessante Absatzchancen im heimischen Lebensmittelsektor!
Anbau von glutenfreiem Hafer bietet Potenzial

Aufgrund steigender Nachfrage nach glutenfreien Lebensmitteln und von Preisaufschlägen gegenüber konventioneller Ware kann auch der Anbau von glutenfreiem Hafer wirtschaftlich interessant sein. Für den Anbau von glutenfreiem Hafer sind jedoch hohe Anforderungen zu erfüllen: Erntemaschinen, Lager, Transportfahrzeuge etc. dürfen nicht mit glutenhaltigem Getreide in Berührung gekommen sein. Auf dem Feld muss vor dem Anbau von glutenfreiem Hafer eine mehrjährige Pause eingehalten werden. Bitte informieren Sie sich hierzu eingehend – auch bei den Hafermühlen.