Ulrich Schumacher ist Diplom-Kaufmann und geschäftsführender Gesellschafter der Fortin Mühlenwerke GmbH & Co. KG in Düsseldorf. Im VGMS ist er seit vielen Jahren Sprecher der Schäl- und Reismühlen und von Beginn an in der gemeinschaftlichen Kommunikation "Hafer Die Alleskörner" engagiert.
Guten Tag, Herr Schumacher! Wir freuen uns, Ihnen einige Fragen zu Ihrem Unternehmen, Ihren Lieblingsprodukten mit Hafer und zu den Perspektiven für die Ernährungswirtschaft stellen zu dürfen.
Wie sieht das Getreide-Produktportfolio der Fortin Mühlenwerke aus?
Fortin verarbeitet im Wesentlichen Hafer, Weizen, Dinkel, Roggen und Gerste. Beim Hafer bieten wir unseren Kunden ein breites Spektrum: ganze Haferkerne, Hafergrütze, kernige Haferflocken, zarte Haferflocken, Hafermehl und Haferkleie.
Sie sind einer der beiden Geschäftsführer der Firma Fortin. Seit wie vielen Jahren sind Sie bereits im Unternehmen tätig? Und sind Sie als Geschäftsführer eingestiegen oder haben Sie zunächst in anderen Bereichen des Unternehmens gearbeitet?
Ich arbeite seit 29 Jahren bei Fortin und bin damals als Mitarbeiter im Getreideeinkauf eingestiegen.
Sind Sie in der Geschäftsführung für bestimmte Themen zuständig?
Bei Fortin haben wir eine Belegschaft von unter 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und sind sehr effizient organisiert mit kurzen Entscheidungswegen. Mein Kollege in der Geschäftsführung und ich kümmern uns beide um alle Themen und Abteilungen des Unternehmens. Ich bin etwas mehr in den Materialeinkauf und in die spanischsprechenden Exportmärkte eingebunden. Denn ich habe sowohl in Köln als auch in Madrid studiert und war insgesamt drei Jahre in Spanien.
Wollten Sie schon immer in der Getreide- und Mühlenwirtschaft arbeiten? Hat Sie diese Branche in der Lebensmittelwirtschaft besonders interessiert? Haben Sie eine besondere Verbindung?
Ich habe einen familiären Hintergrund zum Unternehmen, denn es war mein Urgroßvater, der 1932 das Unternehmen als Hafermühle gegründet hat. Ich habe bereits direkt nach dem Abitur bei Fortin ein Praktikum absolviert und auch während meines BWL-Studiums an der Universität Köln phasenweise im Unternehmen gearbeitet. Nach meinem Abschluss hatte ich zunächst eine akademische Laufbahn angestrebt, mich dann aber relativ schnell für den Einstieg bei Fortin entschieden.
Woran erkennt jemand, der Sie kennt, dass Ihr Schreibtisch Ihr Schreibtisch ist? Was ist für Ihren persönlichen Arbeitsplatz typisch?
Ich sitze an einem antiken großen Schreibtisch, den die damalige firmeneigene Schreinerei für meinen Urgroßvater getischlert hat. Auch mein PC-Monitor ist groß und den reich vorhandenen Platz auf meinem Schreibtisch nutze ich zur Ablage von vielen Unterlagen. Mein Schreibtisch ist immer randvoll.
Begleitet Sie Ihr Beruf auch in der Freizeit?
In meinem Freundes- und Bekanntenkreis bin ich natürlich für „meine Flocken“ bekannt. Meine Begeisterung für Hafer gebe ich gern weiter und empfehle, Haferprodukte in die Ernährung einzubeziehen. Da ich im Breiten- und Freizeitsport engagiert und aktiv bin, empfehle ich vor allem Sportlern Haferflocken im Müsli oder im Shake. Darüber hinaus gehe ich natürlich auch mit der „Hafer-Brille“ einkaufen, prüfe im Supermarkt die Regale und räume gern schon einmal die Haferflocken-Packungen im Regal ein wenig auf. Und was ich ganz spannend finde, ist das Haferprodukt-Angebot im Ausland. Im Urlaub schaue ich mir immer die dort angebotenen Haferprodukte und ihre Verpackung an.
Sie sind einer der Gründerväter der Initiative "Hafer Die Alleskörner". Welches Thema liegt Ihnen bei der Kommunikation über Hafer und Hafer-Lebensmittel ganz besonders am Herzen? Welches halten Sie für besonders relevant?
Ich bin einfach begeistert davon, dass ein Getreide derart viele positive Wirkungen für den Menschen hat. Diese sind bereits seit Jahrhunderten überliefert und werden in neuerer Zeit ja auch immer detaillierter wissenschaftlich belegt. Allen voran ist natürlich das Hafer-Beta-Glucan, der lösliche Ballaststoff, zu nennen, aber ich stelle auch die sekundären Pflanzenstoffe, wie Avenanthramide und Phenolsäuren, sowie Magnesium und Eisen heraus. Daher sind meine Themen: Hafer in der vegetarischen und veganen Ernährung, mit Fokus auf die Versorgung mit Eisen, sowie Hafer im Sport – gerade auch beim Skifahren!
Welche Haferprodukte essen Sie persönlich und in welcher Form, in welchen Gerichten, zu welchen Mahlzeiten?
Ich finde alle Haferprodukte genial, bin bei den Flocken aber ein Fan der zarten Variante. Seit längerer Zeit habe ich mir angewöhnt, mir nachmittags so zwischen 15 und 17 Uhr einen Shake zuzubereiten - mit kalter Milch, Haferkleie, Flohsamenschalen und einer süßen Komponente, Honig oder Früchte zum Beispiel. Der hält mich richtig lange satt, so dass mein Abendessen dann nur noch eine sehr kleine Portion ist oder sogar ganz ausfällt.
Was essen Sie für gewöhnlich am liebsten zum Frühstück?
Zugegeben, ich bin nicht so der Frühstücker. Wenn ich aber ein Frühstück habe, zum Beispiel im Wintersport, dann starte ich mit einem Müsli aus Haferflocken, ein paar Knusperflocken, Bananen und/oder Blaubeeren und kalter Milch. Das macht mich fit für den Tag.
Welches ist Ihr Lieblingsprodukt auf der Basis von Hafer?
Das sind zum einen die Haferkekse, die meine Kinder ab und zu backen. Und die Haferkekse, die meine Tante nach dem überlieferten Rezept meiner Urgroßmutter für uns backt.
Welche ist Ihre Lieblingsbroschüre von Hafer Die Alleskörner?
Aufgrund meiner bereits erwähnten Favoritenthemen und meiner „hafer-missionarischen“ Tätigkeit sind die Broschüren zur Kinder- und zur Sporternährung die Publikationen, die ich am meisten weitergebe – also „Kinder im Gleichgewicht - mit ausgewogener Ernährung und viel Bewegung“ und „Sportlich fit mit Hafer“.
Sie sind enger Kooperationspartner des Lebensmitteleinzelhandels und stellen für LEH-Unternehmen Produkte für die Handelsmarken her. Wie läuft die Produkt- und Verpackungsentwicklung in dieser Zusammenarbeit ab?
Fortin produziert und verpackt Haferprodukte für die Eigenmarken des Lebensmitteleinzelhandels. Daher arbeiten wir sowohl bei der Produktauswahl als auch bei der Entwicklung der Verpackung mit dem Handel eng zusammen. In der Regel ist die Handelskette für das Design der Verpackung, der Haferflockentüte oder der Faltschachtel, verantwortlich. Wir unterstützen bei den Produkttexten, den Rezepten – falls ein Rezept aufgedruckt wird – und bei der Lebensmittelkennzeichnung.
Der Exportanteil in Ihrem Portfolio ist hoch. Wie hoch ist der Anteil an Ausfuhren in die EU und an Exporten in Drittländer? Welche Drittlandsregion ist für Ihr Unternehmen am wichtigsten? Und welche Produkte exportieren Sie hauptsächlich?
In unserem Geschäft nimmt der Export 60 Prozent ein. Wir haben Kunden auf allen Kontinenten – außer in Australien. Meist liefern wir fertig abgefüllte Verbraucherverpackungen, also zum Beispiel die 500 Gramm-Packung Haferflocken. Im arabischen Raum haben wir Abnehmer, denen wir zarte Haferflocken und andere Produkte in 25 Kilogramm-Säcken liefern, die diese dann auf eigenen Anlagen abfüllen.
Spannend zu beobachten sind auch die Trends in anderen Ländern. Beispielsweise boomt in Spanien das Hafermehl – vor allem in der Sportlernahrung.
Welche Perspektiven und Potenziale sehen Sie für die Ernährungs- und Lebensmittelwirtschaft – auch vor dem Hintergrund, dass pflanzliche Ernährung immer mehr in den Fokus rückt?
Lebensmittel aus Hafer haben eine reiche Vergangenheit, blicken auf eine gewisse Historie zurück. Das Produkt, das mein Urgroßvater in den 1930er Jahren hergestellt hat, hat sich nur wenig zu heute verändert, es ähnelt dem, was wir heute machen.
Hafer und Lebensmittel aus Hafer haben eine Zukunft! Eine pflanzliche oder zumindest stärker pflanzenorientierte Ernährung wird sich mittelfristig durchsetzen. Die Entwicklungen von Alternativen für tierische Produkte werden sicher intensiviert. Und wir sind sicher, dass der Hafer mit seinem Nährstoffprofil – Ballaststoffe, Proteine, Vitamine und Mineralstoffe – hier ein relevanter Baustein in Produktinnovationen sein wird.
Und auch der Haferanbau hat unter dem umfassenden Stichwort Nachhaltigkeit Zukunft! Hafer gilt ja seit jeher als Gesundungsfrucht – und das ist nicht nur so daher gesagt, sondern ist mit Wirkungen belegt. Er unterstützt die Regeneration des Bodens, lockert Fruchtfolgen auf und hat zudem mit seinem Vorfruchtwert auch noch positive Effekte auf die Ernte der nachfolgenden Feldfrucht.
Hafer ist ein nachwachsender Rohstoff – und die Zutatenliste auf der Haferflockenpackung ist die kürzeste, die es gibt: Haferflocken.
Herzlichen Dank für das Gespräch und die tollen Einblicke in Ihre Arbeit, lieber Herr Schumacher!
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