Der Ernährungsmediziner und Diabetologe Dr. med. Winfried Keuthage mit zertifizierter Schwerpunktpraxis für Diabetes und Ernährungsmedizin lehrt an der Fachhochschule Münster im Fachbereich Oecotrophologie. Nach dem Bestseller "Die Haferkur für einen gesunden Stoffwechsel" (hier geht’s zum Interview 2021) erschien im Dezember 2022 sein zweites Buch „Abnehmen mit der HAWEI-Methode“.
Herr Dr. Keuthage, neben Ihrem ersten Buch zur Haferkur ist nun auch Ihr zweites Werk in kürzester Zeit zum SPIEGEL-Bestseller geworden. Wofür ist diese sogenannte HAWEI-Methode, die in Ihrem Buch ausführlich vorgestellt wird?
HAWEI steht für „HAFER“ und „EIWEISS“. Die HAWEI-Methode ist ein Ernährungskonzept, das eine gesunde Kombination aus Hafer und Eiweiß sowie viel frischem Gemüse bietet. Sie senkt den Blutzucker, macht satt und lässt in Verbindung mit körperlicher Bewegung die Pfunde schmelzen. Sie hilft die Umsetzung von Hafertagen zu erleichtern und mehr Haferprodukte in die tägliche Ernährung zu etablieren.
Was macht die HAWEI-Methode so besonders?
Die HAWEI-Methode ermöglicht eine dauerhaft gesunde und schmackhafte Ernährung. Das Buch enthält über 60 leckere und leicht umsetzbare Rezepte. Diese HAWEI-Rezepte haben einen hohen Eiweißgehalt durch Hafer sowie andere pflanzliche und tierische Eiweißquellen. Außerdem machen die hafer- und eiweißreichen Rezepte satt. Starke Schwankungen des Blutzucker- und Insulinspiegels und Heißhungerattacken werden nach dieser Methode verhindert. Der hohe Eiweißgehalt der HAWEI-Rezepte in Kombination mit Muskeltraining ist zudem entscheidend für den Erhalt der Muskulatur. Auch die Darmflora wird durch die zahlreichen Ballaststoffe im Hafer, Obst und Gemüse sowie dank der probiotisch wirkenden Milchprodukte gestärkt.
Warum startet man bei der HAWEI-Methode mit zwei Hafertagen?
Die Hafertage senken nachweislich den Zucker- und den Insulinspiegel und sie verbessern die Insulinresistenz. Die körpereigenen Fettspeicher werden abgebaut und in der Muskulatur wird an den Zellen die Aufnahme und Verwertung des Zuckers verbessert. Gestartet wird also bei der HAWEI-Methode mit zwei Hafertagen zur Durchbrechung der Insulinresistenz.
In den darauffolgenden Rezepten wird der Hafer dann mit dem Eiweiß vereint. Der Hafer senkt den Blutzucker und den Insulinspiegel und führt zu weniger Blutzuckerschwankungen. Er macht satt und verbessert die Darmflora. Das ist auch wichtig beim Abnehmen! Da Hafer viele Ballaststoffe mitbringt, kann er zur Senkung vom Herz-Kreislauf- und vom Krebsrisiko beitragen. Der hohe Eiweißanteil in den Rezepten sättigt ebenfalls und ist essentiell für den Erhalt bzw. den Aufbau der Muskulatur. Auch das Eiweiß bremst den Anstieg des Blutzuckers nach dem Verzehr von Kohlenhydraten. Die zusätzliche hohe Zufuhr von Gemüse und frischem Obst trägt zum gesundheitlichen Potential der HAWEI-Methode bei. Ebenso die hochwertigen Fettsäuren aus den verwendeten Nüssen, Samen und Saaten.
Viele der Patient*innen, die Sie in Ihrer Praxis behandeln sind übergewichtig oder adipös. Warum ist eine nachhaltige Ernährungsumstellung – wie bei der HAWEI-Methode – sinnvoller als eine Diät?
Um Abzunehmen müssen wir unser Ernährungsverhalten dauerhaft verändern. Kurzfristige Diäten mögen kurzzeitige Erfolge zeigen, langfristig schaden diese jedoch sogar. Eine Diät, das bedeutet für unseren Körper Stress – er fährt seinen Stoffwechsel runter. Er geht in eine Art Winterschlaf-Modus. Damit sitzen wir in der Diätfalle. Denn nach Ende der Diät fährt unser Körper seinen Stoffwechsel nicht wieder auf das Ausgangsniveau hoch. Der Körper sorgt sich, dass sich der nächste Nahrungsengpass, konkret die nächste Diät, wiederholen könnte. Das ist der wissenschaftlich belegte JoJo-Effekt. Mit der HAWEI-Methode kann man diesem Effekt an verschiedenen Angriffspunkten entgegenwirken. Die einzelnen Strategien sind im Buch ausführlich und anschaulich beschrieben.
Für wen ist die HAWEI-Methode konkret geeignet?
In meiner Schwerpunktpraxis für Diabetes und Ernährungsmedizin in Münster habe ich viele Patient*innen mit Typ-2-Diabetes behandelt, die durch Hafertage ihre Insulinmengen verringern konnten und deren Zuckerwerte deutlich sanken. Zusätzlich sank nach den Hafertagen aber auch das Körpergewicht deutlich – und das über Wochen. Deshalb empfehle ich all meinen übergewichtigen Patienten*innen zu Beginn einer Ernährungsumstellung mit den Hafertagen zu starten, unabhängig davon, ob sie Diabetes haben oder nicht. Die HAWEI-Methode ist also, neben Diabetiker*innen, für alle zu empfehlen, die abnehmen oder sich einfach gesund ernähren wollen.
Warum ist Hafer Ihrer Meinung nach so ein Gesundmacher und wird manchmal sogar als heimisches „Superfood“ bezeichnet?
Der Hafer besitzt einen sehr hohen Anteil an Eiweiß, Ballaststoffen und komplexen Kohlenhydraten und in ihm stecken viele wertvolle Nährstoffe und Vitamine. Jeden Tag eine zusätzliche Portion Haferflocken zu essen, hilft nicht nur beim Abnehmen, sondern ist auch ausgesprochen gesund. Dank der komplexen Kohlenhydrate haben Haferflocken z.B. mit lediglich 55 einen niedrigen glykämischen Index. Das trägt wie bereits beschrieben dazu bei, dass nach ihrem Verzehr der Blutzucker- und Insulinspiegel nur langsam ansteigen. Zum Vergleich: Weißbrot hat einen glykämischen Index von 73.
Haferflocken werden grundsätzlich aus dem vollen Korn gewonnen, sind also zu 100 % ein Vollkornprodukt. Sie enthalten 10 g Ballaststoffe auf 100 g. Die Ballaststoffe im Hafer sind teils wasserlösliche, teils wasserunlösliche Bestandteile. Hafer-Beta-Glucan ist ein solcher löslicher Ballaststoff, der den Hafer so besonders macht. Beta-Glucan kommt in der getreidetypischen spezifischen Form nur in Hafer und Gerste vor und speziell das Hafer-Beta-Glucan zeigt vielfältige positive Wirkungen auf den Stoffwechsel des Menschen. Beta-Glucan wird von einigen Darmbakterien als Energiequelle genutzt. Gleichzeitig senkt es den pH-Wert im Dickdarm, was das Wachstum schlechter Bakterienstämme behindert und die Vermehrung guter Bakterienstämme anregt. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass es das Darmimmunsystem aktiviert, die Darmbarriere stärkt sowie entzündliche Prozesse reduziert.
Welchen Tipp haben Sie noch für Personen, die langfristig gesunde Ernährungsmuster im Alltag umsetzen wollen, aber immer wieder an Ihre Grenze stoßen?
Hunger ist nicht gleich Hunger. Im Buch wird dieser Erkenntnis ein ganzes Kapitel gewidmet. Einige praktische Tipps sind:
Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Keuthage!
Weiterführende Infos finden Sie auf die Seite www.hawei.online
(14.03.2023)
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